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Von Shanghai nach Slowenien

Charles Vögele setzt ganzheitlich RFID-Lösung auf Artikelebene ein

Um den Warenfluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette transparent zu machen und das Warenmanagement auf den Verkaufsflächen zu optimieren, hat sich die Schweizer Modekette Charles Vögele für die Einführung einer ganzheitlichen RFID-Lösung auf Artikelebene entschieden. Flächendeckend kommen an allen Stellen der Supply-Chain Mobilcomputer von Nordic ID in Kombination mit der ESCA-RFID-Lösung von Software-Partner KooBra zum Einsatz.

Gesamte Wertschöpfungskette

"Unser Ziel ist, die gesamte Supply-Chain von den Lieferanten bis zu den Endkunden mit RFID abzudecken - und das auf Artikelebene" erläutert Thomas Beckmann, Vice President Supply Chain Management bei Charles Vögele. Die Artikelgenauigkeit war auch ein wesentlicher Grund, warum sich Charles Vögele für die ESCA-RFID-Lösung der KooBra Software Entwicklungs GmbH entschieden hat. Was Charles Vögele noch fehlte, waren die dazu passenden RFID-fähigen Mobilcomputer." Die Mobilcomputer sollen als Medium zwischen Artikeln und operativen Prozessen fungieren und die Artikel in einem bestimmten Lieferzustand in der Supply-Chain erfassen", erläutert Beckmann. Die Entscheidung fiel auf den RFID-Mobilcomputer PL3000 Cross Dipole von Nordic ID. "Am PL3000 Cross Dipole hat uns zum einen überzeugt, dass er gut in der Hand liegt, für seine Größe recht leicht ist und sich mit dem Touchscreen gut bedienen lässt", so Jörg Koopmann, Geschäftsführer von KooBra, der für Charles Vögele den Auswahlprozess übernahm. "Zum anderen waren wir von seiner RFID-Performance begeistert". Im Frühjahr 2008 wurden 50 Mobilcomputer von Nordic ID mit aufgespielter ESCA-Software für ein erstes Pilotprojekt an Charles Vögele geliefert.

Artikelkennzeichnung ab der Quelle

"Wir haben uns für Slowenien als Testmarkt entschieden, weil er überschaubar ist", so Thomas Beckmann von Charles Vögele. "In diesem Teilmarkt haben wir mit vier Stores nur die Hälfte der slowenischen Filialen in das RFID-Projekt einbezogen, um eine Vergleichbarkeit zu haben". Seit dem Start des Pilotprojekts werden die Kleidungsstücke, die für den slowenischen Markt bestellt wurden, zunächst in der Produktion in Asien mit RFID-Tags von Checkpoint ausgezeichnet. Durch das tag erhält jedes Item eine eindeutige Seriennummer, die im ESCA-System verwaltet und über den gesamten Lebenszyklus gehandelt wird. Bereits in der Produktion in Asien kommt der Mobilcomputer von Nordic ID zum Auslesen der RFID-Tags zum Einsatz. Dort findet auch die Kommissionierung der Ware nach genauen Vorgaben statt. Die Mitarbeiter bekommen die Artikel, die für den slowenischen Markt kommissioniert werden sollen, auf ihren PL3000 Handhelds angezeigt und verpacken die Ware dem Auftrag entsprechend in Kartons. Durch das Auslesen der Kartons mit den getaggten Kleidungsstücken wird der Kommissionierungsprozess genau kontrolliert. Dazu führen die Mitarbeiter die Mobilcomputer einfach an den gepackten Kartons entlang - der Auslesevorgang findet durch den geschlossenen Karton statt. "Es wird schon in der Produktionsstätte sichergestellt, dass die richtigen Waren verpackt werden und die Kommissionierung fehlerfrei erfolgt", beschreibt Jörg Koopmann.

Warenverfolgung in Echtzeit

Die Daten der Auslesungen werden in eine lokale Datenbank übernommen und dann über das Internet an eine zentrale ESCA-Datenbank übertragen. Charles Vögele ist so ständig über den Status der Lieferungen bis auf Einzelteilebene informiert. In der zentralen Datenbank ist beispielsweise in kürzester Zeit einsehbar, wann die Ware den Produktionsbetrieb verlässt oder wann sie an der Container Freight Station (CFS), dem Konsolidierungszentrum von Charles Vögele in Hafennähe von Shanghai ankommt. Auch in der CFS finden bei Warenein- und -ausgang RFID-Prozesse statt. Nach 100-prozentiger Identifizierung der Kleidungsstücke am Wareneingang reicht es am Warenausgang aus, ein Tag pro Karton zu erfassen - denn die eindeutigen Seriennummern erlauben einen Rückschluss darauf, welche Kartons sich auf einer Palette befinden. Von der CFS aus geht es für die slowenische Ware dann mit dem Schiff nach Hamburg und von dort weiter nach Hannover, wo Verzollung und Umschlag stattfinden. Per LKW wird die Ware dann zunächst in ein Distribution Center nach Österreich transportiert und dann weiter in die Lager der einzelnen slowenischen Filialen. An allen Stationen werden die RFID-Tags per Handhelds von Nordic ID oder auf Packtischen beziehungsweise mittels RFID-Portalen von Checkpoint gelesen. So wird eine transparente Warenverfolgung in Echtzeit ermöglicht.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

In den Filialen selbst unterstützt der Nordic ID PL3000 die Mitarbeiter im Rahmen des Wareneingangs, der Wareträgerverräumung, bei der Inventur, aber auch durch die Visualisierung von Out-of-the-Shelf-Ware. "Geht beispielsweise ein Käufer mit Kleidungsstücken zur Kasse, kontrolliert ESCA automatisch, ob die gleichen Kleidungsstücke noch auf der Fläche vorhanden sind. Wenn nicht, dann wird geprüft, ob sie sich im Lager befinden", so Jörg Koopmann. "Ist dies der Fall, erhalten die Mitarbeiter einen entsprechenden Hinweis auf ihre Handhelds und wissen so, welche Kleidungsstücke sie in welchen Größen und Farben nachräumen müssen." Eine große Unterstützung - denn Angesichts Tausender Artikel auf der riesigen Verkaufsfläche hatten die Mitarbeiter Schwierigkeiten, den Überblick zu erhalten. Durch den kombinierten Einsatz von ESCA-Software und den Mobilcomputern PL3000 Cross Dipole von Nordic ID erreicht in Slowenien die richtige Ware nun die richtigen Verkaufsregale zum richtigen Zeitpunkt - und die Artikel sind immer vorrätig und präsent.

Weiterer Rollout geplant

Ende 2008 hat Charles Vögele sein Pilotprojekt beendet. Die RFID-gestützten Lieferprozesse in Slowenien laufen natürlich weiter. "Die Ergebnisse aus dem Pilotprojekt sind positiv und nachhaltig", resümiert Thomas Beckmann. "Die Unterstützung der Packprozesse bei den Lieferanten beispielsweise hatte sehr positive Effekte bei der Verfügbarkeit der Waren. Und die Shelf- und Stock-Performance hat unsere Erwartungen übererfüllt". In der Zukunft soll die RFID-Lösung deswegen auch auf weitere Länder ausgerollt werden. "Wir sind im Moment dabei, die aus dem Pilotprojekt gewonnenen Ergebnisse in operative Prozesse und System einzubringen", so Beckmann.

Die Charles Vögele Gruppe

Die Schweizer Modekette verfügt europaweit über mehr als 850 Filialen mit zirka 7 900 Mitarbeitern. Charles Vögele bezieht von rund 400 Lieferanten jedes Jahr über 70 Millionen Kleidungsstücke, die über 34 Zentren in Asien und Europa an die Filialen verteilt werden. Angesichts dieser Dimensionen stellt das Supply Chain Management eine große logistische Herausforderung dar.

Jutta Freisen, RFID im Blick 09/11

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